„Die Buße in der Alten Kirche“

Paenitentiale Theodori, Österreichische Nationalbibliothek CodLat. 2195, fol. 2v

„Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht ,Tut Buße‘, hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“ Mit diesen Worten der ersten der 95 Thesen Martin Luthers beginnt die Geschichte der evangelischen Kirchen. Im Neuen Testament ist der Ruf des Täufers wie auch der Beginn der Predigt Jesu ein Appell zur μετάνοια. Es verwundert nicht, dass die Buße in der Alten Kirche zu einem maßgeblichen Element der Glaubenspraxis, aber auch zum Gegenstand von Kontroversen wurde. Sollte nach Reinigung durch die Taufe eine (zweite) Buße erlaubt werden und wenn ja, wie oft? Wie genau sollte für welche Sünden gebüßt werden? Und sollte die innere Gesinnung der äußeren Bußhaltung entsprechen und umgekehrt? Was genau kann man sich darunter vorstellen? Geht es nur um einen Gesinnungswandel, oder soll man auch im Lebenswandel „umkehren“? Für die Spätantike und das Frühmittelalter waren die Bußbücher die zentralen Instrumente für die Bußpraxis. Diese wurden in den letzten Jahren von unterschiedlichen historisch arbeitenden Disziplinen als Quelle entdeckt, zum Beispiel für die Sozialgeschichte und für die Ethikforschung. Heute wird die von Luther verwendete Übersetzung „Buße“ kaum noch verstanden und die frühere hohe Bedeutung dieses Konzeptes spiegelt sich in der aktuellen Theologie nicht mehr wider. Vielmehr beschreiben Begriffe wie „(schlechtes) Gewissen“ oder „Reue“ durchaus ähnliche Debatten, wie diese schon in der Alten Kirche geführt wurden. Vor diesem Hintergrund ist es höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme, der sich diese Tagung widmen möchte.

Die Patristische Arbeitsgemeinschaft (PAG) wurde 1957 in Ergänzung zur International Conference on Patristic Studies in Oxford (1951ff.) ins Leben gerufen. Sie ist ein Zusammenschluss evangelischer Kirchenhistorikerinnen und -historiker aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Ihre Mitglieder erforschen die Geschichte des Christentums der ersten Jahrhunderte. Das Vorbereitungskomitee besteht aus: Prof. Dr. Volker Drecoll (Tübingen), Dipl. Theol. Johann Lehmhaus (Kiel), Prof. Dr. Andreas Müller (Kiel), Prof. Dr. Ulrich Volp (Mainz), Dr. Julia Winnebeck (Bonn).